
Keyword-Recherche für E-Commerce: So finden dich deine Kunden wirklich
Noel Dario AndresShare
Stell dir vor, du besitzt die eleganteste Boutique in einer belebten Einkaufsstraße. Deine Schaufenster sind makellos dekoriert, deine Produkte sind von höchster Qualität und dein Service ist unübertroffen. Es gibt nur ein Problem: Die Eingangstür ist unsichtbar. Potenzielle Kunden laufen ahnungslos vorbei, weil sie den Eingang nicht finden.
Genau das passiert mit deinem Shopify Shop, wenn du auf eine professionelle Keyword-Recherche verzichtest. Du magst die besten Produkte und das schönste Design haben, aber wenn deine Kunden dich bei Google nicht finden, existierst du für sie praktisch nicht.
Keyword-Recherche ist der Prozess, die exakten Wörter und Phrasen zu identifizieren, die deine Zielgruppe in die Suchleiste tippt, wenn sie nach Produkten wie deinen sucht. Es ist keine dunkle Magie und kein technischer Hokuspokus. Es ist vielmehr die Kunst und Wissenschaft, die Sprache deiner Kunden zu verstehen und zu sprechen. Es ist der Grundstein, auf dem dein gesamter SEO-Erfolg – und damit ein Großteil deines Umsatzes – aufbaut.
In diesem umfassenden Guide nehmen wir dich an die Hand und zeigen dir Schritt für Schritt, wie du eine Keyword-Strategie entwickelst, die nicht nur irgendwelchen Traffic auf deinen Shop lenkt, sondern die richtigen Besucher anzieht: Menschen mit einer klaren Kaufabsicht. Bist du bereit, die unsichtbare Tür zu deinem Shop weit aufzustoßen?
1. Das Mindset: Die Psychologie hinter der Suchanfrage
Bevor wir über Tools und Techniken sprechen, müssen wir den wichtigsten Schritt vollziehen: einen mentalen Perspektivwechsel. Höre auf, wie ein Verkäufer zu denken, und fange an, wie ein Kunde zu fühlen. Die zentrale Frage lautet nicht: "Welche Keywords beschreiben mein Produkt?", sondern: "Welches Problem hat mein Kunde und wie würde er die Lösung dafür bei Google suchen?"
Im E-Commerce unterscheiden wir hauptsächlich drei Arten von Suchintentionen, die du verstehen musst:
Informationale Suchanfragen: Der Nutzer ist im Lern- und Entdeckungsmodus. Er hat ein Problem oder eine Frage und sucht nach einer Lösung oder Inspiration.
- Beispiele: "wie pflegt man wildlederschuhe", "was hilft gegen trockene haut im winter", "beste kaffeebohnen für vollautomaten".
- Dein Spielfeld: Blogartikel, Ratgeber, Anleitungen, Vergleiche.
Navigationale Suchanfragen: Der Nutzer weiß bereits, wohin er will. Er sucht nach einer spezifischen Marke oder einem Shop.
- Beispiele: "noel marketing shopify sections", "zalando schuhe damen", "login amazon".
- Dein Spielfeld: Deine Startseite, deine Markennamen. Hierfür rankst du meist automatisch, wenn deine Marke bekannt ist.
Transaktionale Suchanfragen: Der Nutzer ist im Kaufmodus. Seine Absicht ist es, ein Produkt zu finden und zu kaufen. Das ist der heilige Gral für deine kommerziellen Seiten.
- Beispiele: "nike air force 1 größe 42 kaufen", "günstiges iphone 15 pro max", "rabattcode für aarke".
- Dein Spielfeld: Deine Produktseiten und Kategorieseiten.
Deine Aufgabe ist es, für jede dieser Intentionen die passenden Keywords zu finden und den richtigen Content dafür bereitzustellen.
2. Der Prozess: Deine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Keyword-Goldmine
Eine professionelle Keyword-Recherche folgt einem bewährten Prozess. Folge diesen Schritten, um eine umfassende und schlagkräftige Keyword-Liste aufzubauen.
Schritt 1: Brainstorming & Themen-Cluster bilden
Nimm dir ein Whiteboard oder ein leeres Dokument und beginne mit einem Brain-Dump. Schreibe alle Begriffe auf, die deine Produkte, deine Nische und deine Marke beschreiben. Denke dabei in Oberbegriffen, den sogenannten "Seed-Keywords" (Samen-Keywords).
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Beispiel für einen Shop, der Kaffeezubehör verkauft:
- Kaffeemaschine
- Kaffeebohnen
- Espressokocher
- Milchaufschäumer
- Kaffeemühle
- French Press
Diese Begriffe bilden deine thematischen Säulen, auch Themen-Cluster genannt. Jeder dieser Begriffe steht für eine potenzielle Kategorieseite in deinem Shop.
Schritt 2: In die Tiefe gehen mit Long-Tail-Keywords
Jetzt wird es spannend. Nehmen wir uns einen dieser Oberbegriffe, z.B. "Kaffeemaschine", und finden spezifischere Varianten, die sogenannten Long-Tail-Keywords. Das sind längere Phrasen, die zwar weniger Suchvolumen haben, aber eine viel präzisere Suchintention und oft eine höhere Kaufwahrscheinlichkeit aufweisen.
Frage dich:
- Nach Attributen: Welche Eigenschaften hat das Produkt? (z.B. "kaffeemaschine mit mahlwerk", "kleine kaffeemaschine für singles")
- Nach Marken: Welche Marken sind beliebt? (z.B. "wmf kaffeemaschine", "jura siebträgermaschine")
- Nach Anwendungsfällen: Wofür wird es benutzt? (z.B. "kaffeemaschine fürs büro", "camping kaffeemaschine")
- Nach Zielgruppen: Wer benutzt es? (z.B. "kaffeemaschine für studenten", "espresso maschine für gastronomen")
Wiederhole diesen Prozess für alle deine Themen-Cluster. Deine Liste wird schnell wachsen und dir ein viel klareres Bild davon geben, wonach deine Kunden wirklich suchen.
Schritt 3: Die Macht der Tools nutzen
Brainstorming ist gut, Daten sind besser. Um das tatsächliche Suchvolumen (wie oft ein Begriff pro Monat gesucht wird) und den Wettbewerb (wie schwer es ist, für diesen Begriff zu ranken) einzuschätzen, brauchen wir professionelle Werkzeuge.
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Google – Dein bester Freund: Die Google-Suche selbst ist ein unschätzbares Werkzeug.
- Google Autocomplete: Gib deine Keywords in die Suche ein und schau, welche Vorschläge Google dir macht. Das sind die häufigsten Suchkombinationen.
- "Ähnliche Fragen": Diese Box mitten in den Suchergebnissen ist eine Goldgrube für informationale Keywords und Blogartikel-Ideen.
- "Verwandte Suchanfragen": Ganz am Ende der Seite zeigt dir Google acht weitere Begriffe, die eng mit deiner Suche zusammenhängen.
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Kostenlose Keyword-Tools:
- Google Keyword Planner: Das klassische Tool, um Suchvolumina zu prüfen. Die Daten sind leider oft in breiten Spannen angegeben, wenn du keine aktiven Google Ads Kampagnen schaltest.
- Ubersuggest: Bietet eine begrenzte Anzahl an täglichen Abfragen und gibt gute Einblicke in Keywords, verwandte Begriffe und den Wettbewerb.
- AnswerThePublic: Visualisiert Suchanfragen rund um ein Keyword in Form von Fragen (Was, Wie, Warum etc.). Perfekt für die Content-Planung deines Blogs.
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Professionelle All-in-One-Tools (kostenpflichtig):
- Ahrefs & SEMrush: Die Branchenführer. Sie bieten extrem genaue Daten, eine fantastische Konkurrenzanalyse und helfen dir nicht nur bei Keywords, sondern auch beim Tracking deiner Rankings und dem Aufbau von Backlinks. Eine Investition, die sich für jeden ernsthaften E-Commerce-Betreiber lohnt.
Schritt 4: Die Konkurrenz ausspionieren
Du musst das Rad nicht neu erfinden. Deine erfolgreichsten Wettbewerber haben bereits einen Großteil der Arbeit für dich erledigt. Finde heraus, für welche Keywords sie bereits ranken und wo ihre Schwachstellen liegen.
- Identifiziere deine Top-3-SEO-Wettbewerber: Das sind nicht unbedingt deine größten Konkurrenten im realen Leben, sondern die Shops, die für deine wichtigsten Keywords auf der ersten Seite von Google erscheinen.
- Analysiere ihre Seitenstruktur: Wie sind ihre Menüs und Kategorien aufgebaut? Das gibt dir Aufschluss über ihre Keyword-Cluster.
- Nutze Profi-Tools: Gib die Domain deines Wettbewerbers in Ahrefs oder SEMrush ein. Die Tools spucken dir eine Liste aller Keywords aus, für die sie ranken. Konzentriere dich auf die Begriffe, bei denen sie auf den Positionen 1-10 stehen.
- Finde die "Keyword-Lücken": Identifiziere relevante Keywords, für die deine Konkurrenten ranken, du aber noch nicht. Das ist deine To-do-Liste!
3. Die Anwendung: Keywords in deinem Shopify Shop zum Leben erwecken
Eine lange Keyword-Liste ist nutzlos, wenn du nicht weißt, wo du die Begriffe strategisch platzieren musst. Hier ist eine Checkliste für die wichtigsten Stellen in deinem Shopify Shop:
- SEO-Titel & Meta-Beschreibung: Wie in unserem großen Shopify SEO Guide beschrieben, ist dies der wichtigste Ort. Platziere dein primäres Keyword so weit vorne wie möglich.
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Kategorie- und Produkt-URLs: Deine URLs sollten kurz, verständlich und keyword-reich sein (z.B.
/collections/kaffeemaschinen-mit-mahlwerk
). - H1-Überschrift: Der Titel deines Produkts oder deiner Kategorie. Hier muss dein Hauptkeyword rein.
- Kategorie- & Produktbeschreibungen: Integriere deine primären und sekundären Keywords auf natürliche Weise in deine Beschreibungstexte. Schreibe für den Menschen, nicht für die Maschine. Nutze Synonyme und verwandte Begriffe.
- Alt-Tags der Bilder: Gib Google Kontext, was auf deinen Bildern zu sehen ist. Benenne das Bild deiner "Jura E8 Kaffeemaschine" im Alt-Tag auch genau so.
- Blogartikel: Nutze informationale Keywords, um wertvolle Inhalte zu erstellen, die Kunden in einer frühen Phase ihrer Suche abholen und Vertrauen aufbauen.
Ein entscheidender Faktor: Die Nutzererfahrung
Stell dir vor, du landest auf einer Kategorieseite für "Kaffeemaschinen". Du siehst 50 Produkte, aber keine Filter, keine Sortiermöglichkeiten, keine einleitende Beschreibung, die dir hilft, die richtige Wahl zu treffen. Du wärst frustriert und würdest die Seite sofort verlassen.
Dieses Verhalten (eine hohe Absprungrate) ist ein massiv negatives Signal für Google. Deshalb ist die Struktur und Benutzerfreundlichkeit deiner Seiten so entscheidend für dein Ranking. Hier können maßgeschneiderte Shopify Sections den Unterschied machen. Anstatt nur eine langweilige Produktliste anzuzeigen, kannst du deine Kategorieseiten mit wertvollen Inhalten anreichern:
- Einleitender Textblock: Erkläre kurz, was den Kunden in dieser Kategorie erwartet und nutze deine wichtigsten Keywords.
- FAQ-Sektion: Beantworte die häufigsten Fragen direkt auf der Kategorieseite (z.B. "Siebträger oder Vollautomat: Was ist besser für mich?").
- Testimonial-Slider: Zeige zufriedene Kunden, die bereits Produkte aus dieser Kategorie gekauft haben.
Eine gut gestaltete Seite, die über das Standard-Theme hinausgeht, verbessert nicht nur die Conversion Rate, sondern auch deine SEO-Performance, weil sie die Nutzer länger auf der Seite hält. Insbesondere eine authentische "Über Mich"-Section kann das Vertrauen in deine Marke stärken und die Verweildauer auf der gesamten Website erhöhen. Auch ein Shoppable Feed kann hier Wunder wirken, indem er Produkte im echten Einsatz zeigt und so die Kaufentscheidung erleichtert.
Fazit: Werde zum Gedankenleser deiner Kunden
Keyword-Recherche ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Neue Produkte kommen hinzu, das Suchverhalten der Nutzer ändert sich, neue Wettbewerber betreten die Bühne. Überprüfe und erweitere deine Keyword-Strategie mindestens einmal pro Quartal.
Höre auf, Keywords als technische Platzhalter zu sehen. Betrachte sie als direkte Einblicke in die Wünsche, Probleme und Bedürfnisse deiner Zielgruppe. Wenn du lernst, ihre Sprache zu sprechen und ihnen die besten Antworten in Form von exzellenten Kategorieseiten, Produktseiten und Blogartikeln zu liefern, ist ein Top-Ranking bei Google nicht mehr eine Frage des "Ob", sondern nur noch des "Wann".
Beginne noch heute. Nimm dir dein wichtigstes Produkt-Cluster vor und durchlaufe die hier beschriebenen Schritte. Du wirst überrascht sein, welche Schätze du dabei entdeckst.